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Auch mal NEIN sagen


Ben Zucker genießt die Ruhephasen, um Kraft zu tanken für sein Leben auf der Überholspur Text: Martina Mack

„Wenn einer so gar nichts mit dieser Feier-Szene zu tun hat, dann bin ich das.“


BEN ZUCKER

HEUTE NICHT – Tour Edition

(Airforce1/Universal)

Bereits erschienen

Ben, auf der Neuauflage, der HEUTE NICHT Tour-Edition mit zwei CDs, gibt es fünf neue Songs zu hören, dazu viele exklusive Live-Aufnahmen. Welcher der neuen Titel berührt Sie am meisten?

Für mich ist der emotionalste Song Warum du nicht mehr weinen kannst, eine schöne Ballade. Sie ist entstanden, weil ich in letzter Zeit immer wieder an meinen allerersten besten Freund gedacht habe. Ich habe mich gefragt, wie es ihm wohl geht jetzt, was mit ihm los ist. Er hat kein Instagram, kein Facebook, ist auf den sozialen Medien nicht präsent. Ich habe ihn damals, als ich noch in Berlin wohnte, natürlich häufiger getroffen und gesehen. Damals war er Klassenbester, ein Mädchenschwarm – einfach ein super lässiger Typ. Trotzdem ist er ziemlich abgerutscht und das tat mir total leid. Ich habe gehofft, dass er sich irgendwann fängt und wieder erholt, kann aber bis heute nicht sagen, ob es so ist. Seine Geschichte hat mich sehr beschäftigt, und darüber habe ich diesen Song geschrieben.

 

Haben Sie über die Familie versucht, mit ihm Kontakt aufzunehmen?

Das habe ich versucht. Seine Mama wohnte im Haus neben meiner Mutter. Wir sind zusammen aufgewachsen, seine Mutter wohnt da immer noch und meine Mutter auch. Das war immer die Schnittstelle, wo man sich dann mal getroffen hat. Aber das ist eben auch schon wieder länger her. Seine Mutter und er waren zuletzt bei meiner Arena-Tour 2019 dabei. Er war damals ganz stolz, das miterleben zu können. Seitdem habe ich nie wieder etwas von ihm gehört. Er war in einem Methadon-Projekt, es ging ihm nicht so gut. Er hat alle Kontakte abgebrochen, deshalb ist es sehr kompliziert. In dem Lied nenne ich auch keinen Namen, es könnte jeder damit gemeint sein. Aber ich habe dabei an ihn gedacht, es ist seine Geschichte.

 

In Ihrem neuen Song Da vorne ist noch Licht singen Sie davon, alles mitzunehmen, das Leben zu feiern … Entspricht das auch Ihrem Naturell?

Nein, meinem Naturell entspricht das eher gar nicht. Ich bin nicht der letzte am Tresen oder läute gleich die nächste Party ein. Das denken viele, aber die sind auf dem falschen Dampfer. Ich weiß auch gar nicht, warum das so ist und mir das immer wieder nachgesagt wird. Alle, die mich kennen, die um mich herum sind, wissen, dass es nicht so ist. Wenn einer so gar nichts mit dieser Feier-Szene zu tun hat, dann bin ich das. Vermutlich suggeriere ich dieses Gefühl auf der Bühne – ich trage Ringe, dann trinke ich mal Alkohol. Da hat man schnell das Image des klassischen Rock-Stars, aber mich wird man auf keiner Aftershow-Party sehen. Ich bin da eher der Typ Asket. Ich bin gerne allein, habe es lieber ruhiger und mache mein Ding für mich. Ich will nach einem Konzert oder einer Show nicht mit so vielen Menschen zusammen sein.

 

Liegt das auch daran, dass auf solchen Partys viel getrunken wird?

Nein, das ist nicht der Grund – das ist kein Problem. Es ist auf jeden Fall ein Thema, auch für mich, aber ich habe einfach nicht das Gefühl, dass mich eine solche Party in dem Moment bereichern würde. Ich will dann für mich sein. Nach einem Auftritt bin ich für meine Fans noch lange da, das mache ich zu 120 Prozent. Ich gebe auch gerne noch Autogramme – bis alle zufrieden und glücklich sind. Aber wenn der Trubel vorbei ist, dann brauche ich Zeit für mich und die nehme ich mir auch.

 

Ihre Konzerte sind legendär. Erinnern Sie sich an das für Sie bisher spektakulärste Konzert?

Am Ende zählt jedes Konzert für mich und jeder Moment ist einzigartig. Aber ich bin stolz darauf, dass ich jedes Jahr in der „Jungen Garde“ in Dresden spielen darf. Das ist ein Amphitheater und es ist immer ausverkauft. Da passen 5.000 Menschen rein und die Stimmung dort ist jedes Mal großartig. Aber genauso einmalig ist es in Leipzig oder in meiner Heimat Berlin aufzutreten. An Berlin habe ich eine ganz besondere Erinnerung.

 

Verraten Sie uns die Geschichte?

Ich war etwa sechs oder acht Jahre alt und kam mit meiner Mutter vom Einkaufen nach Hause. Sie hat dann immer gleich die Musik von Bonnie Tyler angestellt. Meine Mum ist ein großer Fan von ihr und hat ihre Musik immer gehört. Etwa 25 Jahre später, am 30. November 2019, stand ich bei meiner eigenen Arena-Tour in der Mercedes-Benz-Arena in Berlin und sagte Bonnie Tyler als Star-Gast an. Bonnie kam auf die Bühne, wir haben uns umarmt und zusammen ihre Lieder It’s A Heartache und Hero gesungen. Dieser Moment war Gänsehaut pur, ein unfassbar schönes Gefühl. Es war phänomenal, einfach großartig und bleibt unvergessen. Das war einer der prägendsten Momente in meinem Leben.

 

Wie hat Ihre Mutter darauf reagiert?

Meine Mutter war hin und weg. Sie war selig vor lauter Glück. Ihr Idol Bonnie Tyler zusammen mit ihrem Sohn auf der Bühne zu erleben, das war für sie einfach überwältigend.

 

An diesem Abend haben Sie für Ihre Mutter ein sehr gefühlvolles Lied gesungen – eine Liebeserklärung, die richtig ans Herz geht …

Das Lied heißt Wären alle so wie du. Das war sehr emotional. Ich habe es nur einmal gesungen auf dieser Tour. Man kann es sich auf YouTube anhören. Ich wollte damit einfach Danke sagen, für alles, was meine Mutter für mich getan hat. Sie hatte es nicht leicht im Leben, hat viel gearbeitet. Für uns Kinder war sie aber immer da. Sie wollte, dass wir es einmal besser haben. Am Ende sind bei uns beiden die Tränen gekullert. Diesen Moment werde ich nie vergessen.

 

Mit dem Lied Wir stoßen an wollen Sie sich bei Ihren Fans bedanken. Was verdanken Sie Ihren Fans?

Ich darf meinen Traum leben. Dass ich das machen darf, was ich mache, verdanke ich allein ihnen. Ich bin unglaublich dankbar dafür, dass meine Gedanken, meine Emotionen – das, was ich zu sagen habe, bei ihnen ankommt und Zustimmung findet. Und ich freue mich immer, wenn meine Musik die Fans zum Nachdenken inspiriert. Ich weiß auch, was sie von mir hören wollen. Ich lese die Kommentare und stehe mit ihnen im Austausch. Ich sehe, was sie bewegt, was uns bewegt. Darum geht es. Meine Fans und ich sind ein Team, eine Familie, eine Gang. Wir sind die „Zucker-Bande!“

 

Der Album-Titel HEUTE NICHT hat eine klare Botschaft, nämlich auch mal „Nein“ zu sagen. Können Sie sich inzwischen besser abgrenzen und ohne schlechtes Gewissen „Nein“ sagen?

Das ist ein Prozess. Es fällt mir immer noch schwer, „Nein“ zu sagen, aber ich arbeite daran (lacht). Wenn ich keine Termine habe, hat mein Handy Sendepause. Für meine Familie und für meine Freunde bin ich immer da, und klar versucht man trotz Stress noch Dinge unterzubringen. Es gibt dann aber auch Momente, wo man sagen sollte: „Nein, ich kann jetzt nicht!“ – wo man deutlich zu verstehen geben muss, dass man etwas nicht möchte und darauf keine Lust hat - warum auch immer. Man muss dann zu sich stehen, auch wenn es der beste Freund ist, der etwas möchte. Es ist wichtig, das dann zu formulieren und zu sagen: „Sei mir nicht böse, jetzt geht es nicht, wir machen das später.“ Ich muss auch mal fünfe gerade sein lassen können und Zeit für mich haben.

 

Im vergangenen Jahr wurden Sie 40. Sind Sie jemand, der zu solchen Anlässen zurückblickt?

Ich werde gerne älter, ich habe damit überhaupt keinen Stress. Meinen 40. Geburtstag haben wir ordentlich gefeiert – das war grandios. Auch mein 41. Geburtstag war schön. Das war nach meinem Konzert in Leipzig. Meine Band und meine Familie hatten etwas Tolles organisiert. Sie haben mich mit einer Torte überrascht und wir saßen dann noch alle zusammen und haben gefeiert. Das war ein schöner Moment für mich. Ich habe mich gefreut, dass alle da waren, die mir wichtig sind. Dann scheine ich doch ein bisschen etwas richtig zu machen. Es ist schön zu wissen, dass ich nicht nur als Musiker, sondern eben auch als Mensch, als Freund geschätzt werde. Ich fühle mich gut mit 41, ich bin keiner der das Gefühl hat, er müsste für immer 29 sein.  Auch wenn ich jetzt 41 bin, fühle ich mich nicht so.

 

Wie fühlen Sie sich denn?

Ich will nicht sagen, dass ich mich wie 16 fühle, aber auf jeden Fall bedeutend jünger (lacht). Ich bin auch sehr aktiv beim Fußball und liebe es an der Playstation zu spielen. Ich spiele schon seit meinem 11. Lebensjahr und ich habe das Gefühl, damit bewahre ich mir ein bisschen mein inneres Kind. Mir macht das großen Spaß und es ist sehr entspannend. Wenn ich davorsitze, dann tauche ich komplett in diese Welt ein, dann denke ich auch nicht über Texte und Kompositionen nach.

 

Worauf sind Sie stolz?

Ich bin sehr stolz auf meine Tochter – und musikalisch gesehen, ist es meine Karriere, die mich stolz macht; all das, was ich bis jetzt erreicht habe. Wenn ich zurückblicke, war es nicht immer so einfach. Es war schon ein Kampf, und ich habe durchgehalten – trotz Schwierigkeiten, die es immer mal gegeben hat.

 

Was steht dieses Jahr noch alles bei Ihnen an?

Ab Oktober spiele ich wieder Konzerte bis Ende November. Nach der Arena-Tour wird es dann ein bisschen ruhiger für mich werden, ich werde mental etwas runterfahren, mir Zeit für mich nehmen. Mein Bruder wird kurz vor Weihnachten zum dritten Mal Papa. Wir freuen uns alle schon sehr auf das Baby. Weihnachten und den Jahreswechsel werde ich dieses Mal in Thailand verbringen. Das nächste Jahr wird ziemlich viel los sein bei mir, deshalb werde ich mir davor noch einmal ein bisschen Urlaub gönnen, um meine Batterien wieder aufzuladen. Ich freue mich schon sehr auf 2025 und immerhin – so viel kann ich meinen Fans schon verraten – 2025 werdet ihr viel von mir hören und sehen!

 


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